Bericht der EM-Beratungsreise nach Benin, Westafrika, in

2008

Der Kontakt in den Benin entstand vor einigen Jahren durch ein EM- anwendendes Ehepaar, das in Deutschland für das Bildungswerk Westafrika e.V. arbeitet. Dieser Verein unterstützt das Entwicklungshilfeprojekt von Astrid Toda, die seit 15 Jahren im Benin lebt und dort Dorfgemeinschaften
ermöglicht, sich eigene Schulen zu bauen, Bildung zu erlangen und selbstverantwortlich zu leben. Sie selber lebt in einem kleinen Weiler auf dem Lande im Süden von Benin, wo sie in ihr Haus auch junge Menschen für die Zeit einer Ausbildung aufnimmt. Gleichzeitig vermittelt sie dort Acker- und Gartenbau sowie in kleinem Rahmen Tierhaltung. Letztere ist dort unüblich. Tiere werden in der Regel gejagt und gegessen. Die Gegend, in der Astrid Toda wohnt, ist ländlich. Die Menschen leben von Feldarbeit, dem Handel ihrer Früchte und vom Handwerk. Tragende Sozialstruktur ist die Familie, die viel mehr umfasst als bei uns in Deutschland. So werden als Mama oder Papa nicht nur die eigenen Eltern bezeichnet. Es ist auch die respektvolle Ansprache für eine Person, die sich fürsorglich um Andere kümmert. Die Dörfer dort haben weder elektrischen Strom noch befestigte Wege, es gibt keine Toiletten, keine öffentliche Wasserversorgung und natürlich kein Telefon, keine Post, keine Müllabfuhr. Zwischen den Häusern aus Lehmziegeln oder auch neuerdings (selbst)gegossenen Zementsteinen laufen Ziegen und Hühner mit kleinen Kindern um die Wette, vor den Häusern brennt ein Kochfeuer aus kleinen Stöcken, über dem in einem Topf vielleicht Kohl, Zwiebeln, Maniok oder Mais mit Tomaten und Paprika kochen. Nachdem Astrid Toda den ersten Brunnen bohren ließ, gibt es mehrere Brunnen, aus denen aus über 30 Metern Tiefe in einem aus alten Autoreifen genähten Gummieimer Wasser gezogen werden kann. In einer Schüssel werden die Wickeltücher, die als Kleidung dienen gewaschen und über herumliegenden Stöcken zum Trocknen ausgebreitet. Vor circa sechs Jahren bat uns Astrid Toda bei einem Deutschlandaufenthalt darum, über EM unterrichtet zu werden. Sie nahm daraufhin EM mit nach Afrika und erprobte verschiedene Anwendungen mit Erfolg. Wann immer möglich halfen wir ihr von hier aus mit Rat und suchten Wege, EM nach Afrika zu transportieren, was von Europa aus offenbar leichter ist als innerhalb Afrikas. Da sich letztlich aber nicht alles auf Entfernung erklären ließ, machte ich mich im Januar 2008 auf den Weg nach Afrika. Schon während der Vorbereitungen wurde mir klar, wie wenig ich eigentlich von diesem großen Kontinent wusste. Da gibt es Klischees, wie es die Medien, die Tourismuswebung und Hilfsorganisationen vermitteln: auf der einen Seite Flüchtlingslager, Hunger, Aidswaisen, Armut, dicke Bäuche, dicke reiche Präsidenten, die mit Militärgewalt Wahlen manipulieren und Bürgerkriege; auf der anderen Seite Fotosafari im Krüger-Nationalpark und Giraffe vorm Kilimandscharo. Wer weiß schon um die Geschichte dieser Länder? Wer weiß, dass die Universität von Timbuktu (heute Mali) gegründet wurde, bevor es überhaupt eine deutsche Universität gab? Welches Bewusstsein und welchen Respekt haben wir vor der hohen Kultur der alten afrikanischen Königreiche, die erst durch die Besetzung durch Großmächte ihrer Existenz beraubt wurden und zuvor Quellen reicher Kunst und Geistigkeit waren? Der heutige Benin wurde zuerst 1473 von Portugiesen besucht, im 19.Jahrhundert besetzte Frankreich nach vergeblichem Widerstand des Königs von Dahomey das Land und entließ es erst 1960 in eine zweifelhafte Freiheit. Nach Jahren kommunistischer Prägung wurde schließlich 1990 die demokratische Republik Benin ausgerufen, die sich seither durch den Fleiß ihrer Bevölkerung langsam aber stetig aus vollkommener Armut herausarbeitet. Eine Mittelschicht von Händlern entstand, es gibt Schulausbildung, Kultur und Hoffnung auf mehr Wohlergehen. Ich war sehr gespannt, was mich erwartete, und nur ausschnittsweise kann ich hier von meinen Erlebnissen berichten: Ein wunderbar warmer Wind begrüßte mich, als ich nach eintägigem Zwischenaufenthalt in Casablanca (Marokko) nachts gegen vier Uhr in Cotonou, der heimlichen Hauptstadt des Benin aus dem Flughafengebäude trat. Für die Menschen vor Ort war es mit 22°C vergleichsweise kühl und sie wunderten sich, dass in diesem Jahr der Harmattan, ein staubtragender Nordwind aus der Sahara noch bis Ende Januar andauerte. Klimawandel? Es war befremdlich für mich, während des gesamten Aufenthalts nie einen klaren Himmel zu sehen. Ist doch der Himmel das, was mir überall auf der Welt das Gefühl etwas Vertrauten gibt. Hier gab es stattdessen immer eine bleiche Sonnenscheibe im Staub, der sich überall hinlegte: in die Atmung, die Augen, das Haar, auf alle Sachen. Gnädigerweise milderte er zugleich die Temperaturen selbst tagsüber auf stets unter 40°C. Nach zwei Eingewöhnungstagen im Dorf, mit Begrüßungsrundgang, auf dem ich allen vorgestellt wurde und die neugelernten afrikanischen Benimmregeln üben konnte, galt unsere erste Aktion der Beschaffung von Zuckerrohrmelasse zum Ansetzen der EM-Vermehrung. Wir fuhren im Jeep morgens los, einige Stunden weit zur einzigen Zuckerfabrik des Landes, nach Savé. Dieses Erlebnis war zutiefst erschütternd. Die Fabrik war von Chinesen aufgekauft worden. Etwa 50 chinesische Mitarbeiter verrichten die Arbeit in der Fabrik selber und leben in einem Campus auf dem Gelände. Für die harten Feldarbeiten werden Einheimische bezahlt, die in schlechten Baracken ohne jegliche Infrastruktur außerhalb des Zufahrt zum Gelände hausen und Tag für Tag dort um Arbeit nachfragen. Von dieser Zufahrt ab fuhren wir noch 10 Kilometer bis zur eigentlichen Fabrik durch Zuckerrohr-Monokultur, von Straßengräben begleitet, in denen sich schwarze schmierige Flüssigkeiten sammelten: Produktionsrückstände, wie wir später erfuhren, die dort mangels ordentlicher Entsorgung verkippt werden. Vor der Fabrik selber grüßten uns gewaltige Halden von Pressrückständen. Alles machte einen vollkommen trostlosen, vernachlässigten und unmenschlichen Eindruck. So würdigte man auch uns zunächst keines Blickes, und wären wir nicht mit europäischem Selbstbewusstsein aufgetreten, wären wir wohl unverrichteter Dinge wieder abgereist. Georges, Astrids afrikanischer Partner, der uns begleitete, wurde bis zuletzt mit Missachtung behandelt. Eine junge Chinesin, die weder eine der Landessprachen noch die Kolonialsprache Französisch beherrschte, kommunizierte schließlich mittels ihres Sprachcomputers auf rudimentärem Englisch mit uns. Mit etwas Mühe konnten wir unser Anliegen vorbringen und versuchten, ihr und durch sie einem weiteren Chinesen etwas vom Sinn der Effektiven Mikroorganismen zu vermitteln. Was wäre es für ein guter Dünger, wenn man das organische Material, das da draußen in Mengen abgekippt liegt, mit EM zu Kompost verwandeln würde! Die Frage nach finanziellem Gewinn konnten wir wohl nicht überzeugend beantworten und da Anderes offensichtlich nicht zählte, begnügten wir uns mit der Gabe von anderthalb Litern Zuckerrohrmelasse und fuhren wieder ab, vorbei an brandgerodeten Flächen, die zum Zuckerrohranbau vorbereitet wurden. Als wir abends wieder im Dorf ankamen, hatte ich ein neues Wort kennengelernt: „Neokolonialismus“. Als nächstes galt es, eine angemessene Methode zur EM-Vermehrung zu entwickeln. Sie musste ohne Elektrizität auskommen, denn Strom gab es ja nicht und Sonnenkollektoren, die aufgrund des Sonnenstandes dort waagerecht liegen müssen, verstauben sofort und nutzen wenig. Wir bastelten aus Steinen, einem Metalltopf, gebrauchten Plastikflaschen und Tüchern einen Fermenter, der durch eine 7 Tage lang brennende Kerze seine Wärme erhielt.Der Gleichmäßigkeit der Temperatur zuliebe bauten wir ihn im Hause auf, wo die Flaschen auch regelmäßig entgast werden konnten. Nach einer Woche war das sogenannte EM-a fertig. Da es dort keinen kühlen Ort gibt, an dem das fertig vermehrte EM aufbewahrt werden könnte, musste es so schnell wie möglich in die Anwendung gebracht werden. Eine Sau hatte gerade 5 Ferkel geworfen und profitierte als erste davon. Die Tierpfleger wurden in EM-Anwendung eingewiesen und nach der EM-Waschung schliefen alle Schweinchen wohlig beieinander. In den kommenden Tagen wurden alle Ställe mit EM ausgewaschen und die Tröge und Tränken mit EM angereichert. Zum Aussprühen fehlte uns zunächst das Handwerkszeug. In der nächsten Stadt, Abomey, gab es zwar jede Menge Plastikschüsseln und -gefäße (made in China wie fast alles dort), aber keine Sprühflaschen. Im Marché Dantokpa in Cotonou, dem angeblich größten Markt Westafrikas, erstanden wir schließlich eine kleine handgebastelte Saugluftpumpe. Sie reichte aus, um die Kleintierställe aus- und die Sträucher ums Haus einzusprühen, gab jedoch nach zweitägiger Benutzung verschlissen ihren Geist auf. Zu Demonstrationszwecken hatte sie jedoch ihren Dienst getan. Im Garten- und Ackerbau konnten wir während meines Besuchs kein EM ausbringen, da ich in der Trockenzeit gereist war. Staub überall, roter, teils harter Boden, den man sich kaum als Gemüsegarten vorstellen konnte. Nur das Ananasfeld, das schon mit EM bebaut worden war, welches Astrid Toda früher aus Deutschland mitgebracht hatte, stand strahlend da, als ob es freundlich lachte. Alle diese Pflanzen waren als untaugliche Setzlinge woanders fortgeworfen und von Astrid eingesammelt worden und dank EM und EM- Kompost prächtig gediehen. So hat die Anwendung von EM das Kaufen von Jungpflanzen erspart. Die Ernte war überdurchschnittlich gut gewesen. Der EM-Kompost entsteht während der Regenzeiten. Das ganze Jahr hindurch werden zweimal täglich Haus und Hof mit einem Palmwedel gefegt. Blätter, Ziegen- Schaf- und Hühnerkot, Staub und Essensreste landen so auf einem Haufen außerhalb des Hofes. Dort fügte Astrid in den feuchten Jahreszeiten EM hinzu. Die entstandene Erde war so gut, dass sie sogar in die Stadt verkauft werden konnte. Bei mehreren Gelegenheiten leistete EM darüber hinaus heilsame Dienste. Da weit und breit kein Antibiotikum zu bekommen ist, und selbst wenn es welches gäbe dieses für die Dorfbevölkerung völlig unbezahlbar wäre, konnte EM wertvolle Hilfe leisten. Zum Abfüllen kleiner Mengen bewährten sich dabei leere Filmdosen. Ein Baby hatte am Oberarm einen pflaumengroßen entzündeten Abszeß, aus dem Eiter quoll. Es hatte Fieber und befand sich unter dortigen Verhältnissen in einer lebensbedrohlichen Situation. Wir entleerten den Eiter und strichen die Wunde mehrmals täglich großflächig mit EM ein. Nach drei Tagen war das Baby fieberfrei und alles verheilt. Als bei einem weiteren Baby genau dasselbe Problem auftrat, fragte ich mich nach der Ursache. Wir erfuhren, dass diese Kinder bei einer kostenlosen Impfung gewesen waren, wie sie dort von ausländischen „Hilfs“organisationen durchgeführt werden. Andere Entzündungen wie z.B. der Bindehäute sowie Insektenbisse konnten ebenso durch EM ausgeglichen werden. Da gibt es noch viele ungenutzte Möglichkeiten. Bei aller Arbeit hat mich die freundliche und zugewandte Lebensart der Menschen vor Ort berührt. Was bei uns materieller Reichtum sein mag, ist dort der Reichtum der Herzen. Ich war sprachlos angesichts des Respektes, den die Generationen einander entgegenbringen. Anteilnahme, Fleiß, Interesse und Lernwilligkeit haben mich ungemein beeindruckt und ich hatte das Gefühl, in Menschlichkeit zu baden. Sicher tragen die Wärme und das Leben im Freien zu mehr Miteinander bei. Vor allem aber versperren weder Fernsehen noch Computer, nicht Telefon oder Brief oder die ganze Angst um materielles Gut den direkten Weg von Mensch zu Mensch. So froh ich war, zuhause wieder gesundes Wasser trinken zu können, wieder in die Badewanne zu steigen und durch den Regen zu spazieren, so gerne hätte ich das Lachen von dort mitgenommen, und den Humor, mit dem ich im Dorf gleich dreimal scherzhaft verheiratet wurde. Dr. Anne Katharina Zschocke im März 2008
Mikroorganismen

Bericht der EM-Beratungsreise nach

Benin, Westafrika, in 2008

Der Kontakt in den Benin entstand vor einigen Jahren durch ein EM-anwendendes Ehepaar, das in Deutschland für das Bildungswerk Westafrika e.V. arbeitet. Dieser Verein unterstützt das
Entwicklungshilfeprojekt von Astrid Toda, die seit 15 Jahren im Benin lebt und dort Dorfgemeinschaften ermöglicht, sich eigene Schulen zu bauen, Bildung zu erlangen und selbstverantwortlich zu leben. Sie selber lebt in einem kleinen Weiler auf dem Lande im Süden von Benin, wo sie in ihr Haus auch junge Menschen für die Zeit einer Ausbildung aufnimmt. Gleichzeitig vermittelt sie dort Acker- und Gartenbau sowie in kleinem Rahmen Tierhaltung. Letztere ist dort unüblich. Tiere werden in der Regel gejagt und gegessen. Die Gegend, in der Astrid Toda wohnt, ist ländlich. Die Menschen leben von Feldarbeit, dem Handel ihrer Früchte und vom Handwerk. Tragende Sozialstruktur ist die Familie, die viel mehr umfasst als bei uns in Deutschland. So werden als Mama oder Papa nicht nur die eigenen Eltern bezeichnet. Es ist auch die respektvolle Ansprache für eine Person, die sich fürsorglich um Andere kümmert. Die Dörfer dort haben weder elektrischen Strom noch befestigte Wege, es gibt keine Toiletten, keine öffentliche Wasserversorgung und natürlich kein Telefon, keine Post, keine Müllabfuhr. Zwischen den Häusern aus Lehmziegeln oder auch neuerdings (selbst)gegossenen Zementsteinen laufen Ziegen und Hühner mit kleinen Kindern um die Wette, vor den Häusern brennt ein Kochfeuer aus kleinen Stöcken, über dem in einem Topf vielleicht Kohl, Zwiebeln, Maniok oder Mais mit Tomaten und Paprika kochen. Nachdem Astrid Toda den ersten Brunnen bohren ließ, gibt es mehrere Brunnen, aus denen aus über 30 Metern Tiefe in einem aus alten Autoreifen genähten Gummieimer Wasser gezogen werden kann. In einer Schüssel werden die Wickeltücher, die als Kleidung dienen gewaschen und über herumliegenden Stöcken zum Trocknen ausgebreitet. Vor circa sechs Jahren bat uns Astrid Toda bei einem Deutschlandaufenthalt darum, über EM unterrichtet zu werden. Sie nahm daraufhin EM mit nach Afrika und erprobte verschiedene Anwendungen mit Erfolg. Wann immer möglich halfen wir ihr von hier aus mit Rat und suchten Wege, EM nach Afrika zu transportieren, was von Europa aus offenbar leichter ist als innerhalb Afrikas. Da sich letztlich aber nicht alles auf Entfernung erklären ließ, machte ich mich im Januar 2008 auf den Weg nach Afrika. Schon während der Vorbereitungen wurde mir klar, wie wenig ich eigentlich von diesem großen Kontinent wusste. Da gibt es Klischees, wie es die Medien, die Tourismuswebung und Hilfsorganisationen vermitteln: auf der einen Seite Flüchtlingslager, Hunger, Aidswaisen, Armut, dicke Bäuche, dicke reiche Präsidenten, die mit Militärgewalt Wahlen manipulieren und Bürgerkriege; auf der anderen Seite Fotosafari im Krüger-Nationalpark und Giraffe vorm Kilimandscharo. Wer weiß schon um die Geschichte dieser Länder? Wer weiß, dass die Universität von Timbuktu (heute Mali) gegründet wurde, bevor es überhaupt eine deutsche Universität gab? Welches Bewusstsein und welchen Respekt haben wir vor der hohen Kultur der alten afrikanischen Königreiche, die erst durch die Besetzung durch Großmächte ihrer Existenz beraubt wurden und zuvor Quellen reicher Kunst und Geistigkeit waren? Der heutige Benin wurde zuerst 1473 von Portugiesen besucht, im 19.Jahrhundert besetzte Frankreich nach vergeblichem Widerstand des Königs von Dahomey das Land und entließ es erst 1960 in eine zweifelhafte Freiheit. Nach Jahren kommunistischer Prägung wurde schließlich 1990 die demokratische Republik Benin ausgerufen, die sich seither durch den Fleiß ihrer Bevölkerung langsam aber stetig aus vollkommener Armut herausarbeitet. Eine Mittelschicht von Händlern entstand, es gibt Schulausbildung, Kultur und Hoffnung auf mehr Wohlergehen. Ich war sehr gespannt, was mich erwartete, und nur ausschnittsweise kann ich hier von meinen Erlebnissen berichten: Ein wunderbar warmer Wind begrüßte mich, als ich nach eintägigem Zwischenaufenthalt in Casablanca (Marokko) nachts gegen vier Uhr in Cotonou, der heimlichen Hauptstadt des Benin aus dem Flughafengebäude trat. Für die Menschen vor Ort war es mit 22°C vergleichsweise kühl und sie wunderten sich, dass in diesem Jahr der Harmattan, ein staubtragender Nordwind aus der Sahara noch bis Ende Januar andauerte. Klimawandel? Es war befremdlich für mich, während des gesamten Aufenthalts nie einen klaren Himmel zu sehen. Ist doch der Himmel das, was mir überall auf der Welt das Gefühl etwas Vertrauten gibt. Hier gab es stattdessen immer eine bleiche Sonnenscheibe im Staub, der sich überall hinlegte: in die Atmung, die Augen, das Haar, auf alle Sachen. Gnädigerweise milderte er zugleich die Temperaturen selbst tagsüber auf stets unter 40°C. Nach zwei Eingewöhnungstagen im Dorf, mit Begrüßungsrundgang, auf dem ich allen vorgestellt wurde und die neugelernten afrikanischen Benimmregeln üben konnte, galt unsere erste Aktion der Beschaffung von Zuckerrohrmelasse zum Ansetzen der EM-Vermehrung. Wir fuhren im Jeep morgens los, einige Stunden weit zur einzigen Zuckerfabrik des Landes, nach Savé. Dieses Erlebnis war zutiefst erschütternd. Die Fabrik war von Chinesen aufgekauft worden. Etwa 50 chinesische Mitarbeiter verrichten die Arbeit in der Fabrik selber und leben in einem Campus auf dem Gelände. Für die harten Feldarbeiten werden Einheimische bezahlt, die in schlechten Baracken ohne jegliche Infrastruktur außerhalb des Zufahrt zum Gelände hausen und Tag für Tag dort um Arbeit nachfragen. Von dieser Zufahrt ab fuhren wir noch 10 Kilometer bis zur eigentlichen Fabrik durch Zuckerrohr- Monokultur, von Straßengräben begleitet, in denen sich schwarze schmierige Flüssigkeiten sammelten: Produktionsrückstände, wie wir später erfuhren, die dort mangels ordentlicher Entsorgung verkippt werden. Vor der Fabrik selber grüßten uns gewaltige Halden von Pressrückständen. Alles machte einen vollkommen trostlosen, vernachlässigten und unmenschlichen Eindruck. So würdigte man auch uns zunächst keines Blickes, und wären wir nicht mit europäischem Selbstbewusstsein aufgetreten, wären wir wohl unverrichteter Dinge wieder abgereist. Georges, Astrids afrikanischer Partner, der uns begleitete, wurde bis zuletzt mit Missachtung behandelt. Eine junge Chinesin, die weder eine der Landessprachen noch die Kolonialsprache Französisch beherrschte, kommunizierte schließlich mittels ihres Sprachcomputers auf rudimentärem Englisch mit uns. Mit etwas Mühe konnten wir unser Anliegen vorbringen und versuchten, ihr und durch sie einem weiteren Chinesen etwas vom Sinn der Effektiven Mikroorganismen zu vermitteln. Was wäre es für ein guter Dünger, wenn man das organische Material, das da draußen in Mengen abgekippt liegt, mit EM zu Kompost verwandeln würde! Die Frage nach finanziellem Gewinn konnten wir wohl nicht überzeugend beantworten und da Anderes offensichtlich nicht zählte, begnügten wir uns mit der Gabe von anderthalb Litern Zuckerrohrmelasse und fuhren wieder ab, vorbei an brandgerodeten Flächen, die zum Zuckerrohranbau vorbereitet wurden. Als wir abends wieder im Dorf ankamen, hatte ich ein neues Wort kennengelernt: „Neokolonialismus“. Als nächstes galt es, eine angemessene Methode zur EM-Vermehrung zu entwickeln. Sie musste ohne Elektrizität auskommen, denn Strom gab es ja nicht und Sonnenkollektoren, die aufgrund des Sonnenstandes dort waagerecht liegen müssen, verstauben sofort und nutzen wenig. Wir bastelten aus Steinen, einem Metalltopf, gebrauchten Plastikflaschen und Tüchern einen Fermenter, der durch eine 7 Tage lang brennende Kerze seine Wärme erhielt.Der Gleichmäßigkeit der Temperatur zuliebe bauten wir ihn im Hause auf, wo die Flaschen auch regelmäßig entgast werden konnten. Nach einer Woche war das sogenannte EM-a fertig. Da es dort keinen kühlen Ort gibt, an dem das fertig vermehrte EM aufbewahrt werden könnte, musste es so schnell wie möglich in die Anwendung gebracht werden. Eine Sau hatte gerade 5 Ferkel geworfen und profitierte als erste davon. Die Tierpfleger wurden in EM-Anwendung eingewiesen und nach der EM-Waschung schliefen alle Schweinchen wohlig beieinander. In den kommenden Tagen wurden alle Ställe mit EM ausgewaschen und die Tröge und Tränken mit EM angereichert. Zum Aussprühen fehlte uns zunächst das Handwerkszeug. In der nächsten Stadt, Abomey, gab es zwar jede Menge Plastikschüsseln und -gefäße (made in China wie fast alles dort), aber keine Sprühflaschen. Im Marché Dantokpa in Cotonou, dem angeblich größten Markt Westafrikas, erstanden wir schließlich eine kleine handgebastelte Saugluftpumpe. Sie reichte aus, um die Kleintierställe aus- und die Sträucher ums Haus einzusprühen, gab jedoch nach zweitägiger Benutzung verschlissen ihren Geist auf. Zu Demonstrationszwecken hatte sie jedoch ihren Dienst getan. Im Garten- und Ackerbau konnten wir während meines Besuchs kein EM ausbringen, da ich in der Trockenzeit gereist war. Staub überall, roter, teils harter Boden, den man sich kaum als Gemüsegarten vorstellen konnte. Nur das Ananasfeld, das schon mit EM bebaut worden war, welches Astrid Toda früher aus Deutschland mitgebracht hatte, stand strahlend da, als ob es freundlich lachte. Alle diese Pflanzen waren als untaugliche Setzlinge woanders fortgeworfen und von Astrid eingesammelt worden und dank EM und EM-Kompost prächtig gediehen. So hat die Anwendung von EM das Kaufen von Jungpflanzen erspart. Die Ernte war überdurchschnittlich gut gewesen. Der EM-Kompost entsteht während der Regenzeiten. Das ganze Jahr hindurch werden zweimal täglich Haus und Hof mit einem Palmwedel gefegt. Blätter, Ziegen- Schaf- und Hühnerkot, Staub und Essensreste landen so auf einem Haufen außerhalb des Hofes. Dort fügte Astrid in den feuchten Jahreszeiten EM hinzu. Die entstandene Erde war so gut, dass sie sogar in die Stadt verkauft werden konnte. Bei mehreren Gelegenheiten leistete EM darüber hinaus heilsame Dienste. Da weit und breit kein Antibiotikum zu bekommen ist, und selbst wenn es welches gäbe dieses für die Dorfbevölkerung völlig unbezahlbar wäre, konnte EM wertvolle Hilfe leisten. Zum Abfüllen kleiner Mengen bewährten sich dabei leere Filmdosen. Ein Baby hatte am Oberarm einen pflaumengroßen entzündeten Abszeß, aus dem Eiter quoll. Es hatte Fieber und befand sich unter dortigen Verhältnissen in einer lebensbedrohlichen Situation. Wir entleerten den Eiter und strichen die Wunde mehrmals täglich großflächig mit EM ein. Nach drei Tagen war das Baby fieberfrei und alles verheilt. Als bei einem weiteren Baby genau dasselbe Problem auftrat, fragte ich mich nach der Ursache. Wir erfuhren, dass diese Kinder bei einer kostenlosen Impfung gewesen waren, wie sie dort von ausländischen „Hilfs“organisationen durchgeführt werden. Andere Entzündungen wie z.B. der Bindehäute sowie Insektenbisse konnten ebenso durch EM ausgeglichen werden. Da gibt es noch viele ungenutzte Möglichkeiten. Bei aller Arbeit hat mich die freundliche und zugewandte Lebensart der Menschen vor Ort berührt. Was bei uns materieller Reichtum sein mag, ist dort der Reichtum der Herzen. Ich war sprachlos angesichts des Respektes, den die Generationen einander entgegenbringen. Anteilnahme, Fleiß, Interesse und Lernwilligkeit haben mich ungemein beeindruckt und ich hatte das Gefühl, in Menschlichkeit zu baden. Sicher tragen die Wärme und das Leben im Freien zu mehr Miteinander bei. Vor allem aber versperren weder Fernsehen noch Computer, nicht Telefon oder Brief oder die ganze Angst um materielles Gut den direkten Weg von Mensch zu Mensch. So froh ich war, zuhause wieder gesundes Wasser trinken zu können, wieder in die Badewanne zu steigen und durch den Regen zu spazieren, so gerne hätte ich das Lachen von dort mitgenommen, und den Humor, mit dem ich im Dorf gleich dreimal scherzhaft verheiratet wurde. Dr. Anne Katharina Zschocke im März 2008